ab 1953

ab 1953

Seit Januar 1953 ist die Narrenzunft Rottenburg als eingetragener Verein unter der Bezeichnung „Narrenzunft Rottenburg, Zunft zur Pflege alten Brauchtums“ in das Register beim Amtsgericht eingetragen [29]. Und so stieg in den Folgejahren die Anzahl aktiver Mitglieder rasant an. In Punkto Liedgut brachte das erste Nachkriegsjahrzehnt weitere entscheidende Neuigkeiten: Der Narrenmarsch erhielt einen Text, den heutzutage jeder echte Narr im Städle auswendig mitsingen kann. Darüber hinaus entstand mit dem Ahlandtanz im Jahr 1958 von Johannes Czemmel ein neues bedeutendes Musikwerk, das 1960 als Tanz uraufgeführt wurde. Bis heute ist dieser Schautanz in seiner Form einmalig im schwäbisch –alemannischen Raum und schon allein einen Besuch auf der Rottenburger Fasnet wert.
Auch das Sammelsurium der Figuren hat sich zwischenzeitlich weiter ausdifferenziert: Es gibt neben dem Ahland in einer begrenzten Anzahl Stadthexen (18) mit einem Teufel, die Laufnarren, eine fröhliche Gruppe, die nur rein optisch an Clowns erinnern und die in Rottenburg einfach Bogges genannt werden und sich großer Beliebtheit in Nah und Fern erfreuen, ferner den historischen Teil, der seine Ursprünge in der Zeit der ‚Gräfin‘ Mechthild hat. Darüber hinaus ist seit 1979 offiziell in der Zunft das Pompele unterwegs, ein nach einer Steinfratze, die 1967 am Pulverturm gefunden wurde, gefertigter zweiter Schellennarren. Zur Komplettierung des fastnächtlichen Stadtbildes verfügt die Zunft seit 2002 auch über einen Fanfarenzug. Dieser stellt die einzige Gruppe dar, die auch unter dem Jahr bei zahlreichen Veranstaltungen im ‚Häs‘ auftritt. Ein besonderes Charakteristikum der Rottenburger Narrenwelt ist durch das Entstehen eines besonderen Liedguts in den letzten Jahrzehnten des ausgehenden 20. Jahrhunderts entstanden, wobei hier oftmals alte Schlager mit einem lokalorientierten Text versehen wurden. Noch heute entstehen immer wieder neue Fasnetsschlager, die im Städle gerne von Kundigen gesungen werden. Darüber hinaus versinnbildlicht die seit 1975 jährlich am Fasnetssamstag abgehaltene Zunftmesse in der St. Moriz-Kirche, den traditionellen Ursprung der Fastnacht aus einem christlichen Brauch heraus.
Auch außerhalb der Zunft hat sich in unserer Narrenhochburg ein buntes fastnächtliches Treiben etabliert. Der Boom der schwäbisch- alemannischen Fastnacht seit den 1990er-Jahren, der augenblicklich noch anhält, hat eine Vielzahl interessanter neuer Gruppierungen ergeben, die eine Bereicherung des fastnächtlichen Wesens in unserer Stadt darstellen. Die Fasnet zeigt sich somit heute als eine lebendige Tradition, gelebtes Brauchtum mit alten Wurzeln: Kommen Sie an der Fasnet einmal nach Rottenburg. Und sie werden von der ausgelassenen fröhlichen Stimmung aller Orten binnen kurzer Zeit in ihren Bann gezogen werden. Und sicher werden auch Sie am Schluss in den Chor gerne mit einstimmen, der da singt: Fasnet en Raudeburg- des isch di scheegs uf d’r Welt.

[29] Ebd. S. 37.


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