Rottenburger

Historischer Teil

Geschichte des Rottenburger Historischen Teils

Rottenburg dürfte wohl die einzige Narrenstadt sein, die während ihrer tollen Fasnetstage von "nur" einer Frau regiert wird. In ihr feiert die Gräfin Mechthild, die einstige Regentin Österreichs im Rottenburger Land (1445-1482), für kurze Zeit Wiederkehr. Das Fräulein von Österreich hielt dazumal in Rottenburg "große Höf und köstliche Vasnachten", wie es in der Zimmerschen Chronik vom Ende des 16. Jahrhunderts heißt, "dabei einstmals ein groß Rennen und Stechen auf dem Markt". Vermutlich handelt es sich bei diesen, vom ältesten Volksbrauch inspirierten Spielen um Narrentreiben, wie sie der schwäbische Sittenprediger Sebastian Frank im 16.Jahrhundert schilderte: "An diesem Feste pflegte man viel Kurzweil, Spektakel und Spiel zu halten mit Stechen, Turnieren,Tanzen. Da verkleiden sich die Leute und laufen wie Narren und Unsinnige in der Stadt mit mancherley Abenteuer und Phantasey."

Am "Schmotzigen Dausteg" verkündet die Gräfin Mechthild vom Balkon des Rottenburger Rathauses ihren Untertanen, dass die Fasnet eröffnet ist. Dem Hofnarr übergibt sie die Schlüssel der Stadt als Symbol. Der Hofnarr sagt dazu:

"In meinem Bereich sollen nun alle einen Sparren haben, doch Freiheit in Grenzen ist oberstes Gebot!"

Der Hofstaat setzt sich zusammen aus der Gräfin Mechthild, dem Hofnarr Halberdrein, der Gräfin Barbara, Graf Eberhard im Bart, einen Fahnenschwinger, Fanfarenbläsern, einer Anzahl Hofdamen mit Pagen, dem Magistrat der Stadt Rottenburg und einer Jägergruppe, alle in Historischer Bekleidung.

Die Narrenzunft, als Betreuerin des Rottenburger Fasnetbrauchtums, betrachtet es als ihre Pflicht, der hohen Protektorin der "Rottenburger Fasnet" alljährlich in ihrem Umzug einen besonderen Platz einzuräumen. Sowenig man sich einen Umzug ohne Ahlanden und Hexen denken könnte, wäre ein Umzug ohne den Gräfin-Wagen und dem würdevoll einher-schreitenden Hofstaat vorstellbar. Beide zusammen machen den "Historischen Teil " aus, der dem Umzug erst sein richtiges Gepräge gibt.

Bei den Festhallenredouten gibt der Hofstaat einen glanzvollen Hintergrund für die Begrüßung der Gäste durch Gräfin und Hofnarr.


Mechthild wurde am 7. März 1419 als Tochter des Pfalzgrafen bei Rhein und Kurfürsten von Beiern Ludwigs III. und der Gräfin Mechthild von Savoyen in Heidelberg geboren. Im Alter von 15 Jahren vermählte sie sich in Stuttgart mit Graf Ludwig I. von Würrtemberg. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, von denen zwei Söhne schon früh starben. Ihr dritter Sohn, Graf Eberhard V. `im Barte`, war der Gründer der Unversität Tübingen. Graf Ludwig starb 1450 im Alter von 38 Jahren.

Gräfin Mechthild

Narrenzunft Rottenburg Gräfin Mechthild

Mechthild wohnte daraufhin in Böblingen, wo sie im August 1452 Herzog (seit 1453 Erzherzog) Albrecht VI. von Österreich heiratete, der diese Ehe wegen einer Geldverlegenheit einging. (Vgl. Nägele 1887:27) Mechthild brachte 73.000 fl. mit in die Ehe, behielt sich davon aber 30.000 zu eigener Verwendung vor und bestand auf Zuweisung der Herrschaft Hohenberg. Sie residiert nun von 1454 an in Rottenburg. Die Ehe blieb kinderlos und, so sagen die Chronisten, nicht sehr glücklich. "Herr Albert sei,... , protzigen Prunk und politischer Ränkesucht zugeneigt, auch unbeständig, gewalttätig und selbstsüchtig gewesen und habe für die Musen wenig Neigung gezeigt." (Eberle 1976:89) Erzherzog Albrecht starb im Dezember 1463 eines jähen Todes, als er seinen kaiserlichen Bruder in der Wiener Hofburg belagert hatte. Nach dem Tod ihres Gemahlen residierte Mechthild fast ausschließlich in Rottenburg. Sie starb 1482 bei einem Besuch ihrer Verwandten in Heidelberg und wurde ihrem Willen gemäß in der Kartause Güterstein bei Urach neben ihrem ersten Gatten beigesetzt. Etwa siebzig Jahre später ließ Herzog Christoph von Württemberg die Gebeine seiner Vorfahren in die Stiftskirche nach Tübingen überführen, wo heute noch das Grabmahl Mechthilds zu sehen ist

Für Rottenburg bildet die Zeit der Anwesenheit von Mechthild und ihrem Hofstaat sowohl den kulturellen Höhepunkt in der mittelalterlichen Kulturgeschichte als auch eine Periode wirtschaftlicher Blüte. "Mechthild war eine hervorragende Frau, Pflegerin der Kunst und Wissenschaft, Förderin der Literatur, Gönnerin der Stadt Rottenburg..." (Nägele 1887:27) [...]

Mechthild gilt aber vor allem als Gründerin der Rottenburger Fasnet. In der Zimmerschen Chronik wird sie als "überflaischgiriges weib" beschrieben, deren "wesen und hofhalten aller freuden und wolllust, so man erdenken und gehaben mogt, überflissig vol gewesen; hett auch fraw Venusperg genennt werden, .." Wie es in der Zimmerschen Chronik weiter heißt, hat sie "zu Rotenburg große höf, auch cöstliche vasnachten gehalten, ..., und war ain groß rennen und stechen uf dem Mark." (Zimmern 1932:454, Bd.I) Vermutlich handelt es sich bei diesen, von ältestem Volksbrauch inspirierten Spielen, um Narrentreiben wie sie der schwäbische Sittenprediger Sebastian Frank im 16. Jahrhundert schilderte: "An diesem Feste pflegte man viel Kurzweil, Spektakel und Spiel zu halten mit Stechen, Turnieren und Tanzen. Da verkleiden sich die Leute und laufen wie Narren und Unsinnige in der Stadt mit mancherley Abenteuer und Phantasey." (Veranstaltungskalender 1982:15)

Bei der Rottenburger Fasnet wird Mechthild alljährlich als Gräfin (die Rottenburger nehmen es mit dem Titel nicht so genau) mit ihrem Hofstaat symbolisch repräsentiert. Die jeweilige Darstellerin trägt ein purpurfarbenes, brokatbesetztes Samtkleid mit einer Schleppe, das am Ausschnitt mit einem weißen Pelz besetzt ist. Als Kopfbedeckung dient eine Burgunderhaube, an deren Spitze ein weißer Schleier befestig ist.

Literaturverzeichnis
Eberle, Josef (1979); Die Schwäbishen Gedichte des Sebastian Blau, Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt

Nägele, Eugen (1887); Rottenburg und seine Umgebung, Tübingen: Fues

Veranstaltungskalender (1982); Veranstaltungs- und Kulturinformation für die große Kreisstadt Rottenburg, Februar 1982, Esslinger: Villingen

Zimmern, Graf Froben Christof von (1932); Zimmersche Chronik, nach der von Karl Barack besorgten zweite Ausgabe neu herausgegeben von Dr. Paul Hermann, Meersburg, Leipzig: Hendel

Zum Historischen Teil  der Narrenzunft Rottenburg gehören die Gräfin Mechthild, der HOfnarr Halberdrein, der hofstaat sowie die jäger und d´r Grealenger.


Der Hofstaat setzt sich neben der Gräfin Mechthild zusammen aus der Gräfin Barbara v. Mantua, dem Hofnarr Halberdrein, Graf Eberhard im Bart, Edeldamen und Grafen, Fahnenschwinger, dem Rat der Stadt, einer Jägergruppe und Pagen und dem Grealenger.
In beeindruckenden Kostümen der damaligen Zeit bereichert der historische Teil die Veranstaltungen der Zunft.

Rottenburger Historischer Teil - Gräfin Mechthild

Gräfin­Mecht­hild

Narrenzunft Rottenburg - Hofnarr Halberdrein

Hofnarr­Halber­drein

Bild

Hof­staat

Narrenzunft Rottenburg - Jäger

Jäger

Bild

D´r­ Grea­lenger


Narri-Narro ihr liabe Leut Iazt isch jo wieder d’Narrezeit. I stell mi vor als Büttel vo der Zonft charmant, i sorg für Ordnung mit Vernonft.  Vor 100 Johr schau war’s a Original em Geiste heut no weiter leabt ond stahlt.
 Als Büttel „Unicum“ war er bekannt, deshalb ma ehn und mi au nia vergessa kann.


D´r Grealenger

Entnommen aus der Erinnerungschronik von Obernarr Alfons Uttenweiler sen.
Gewidmet hat er dieses Gedicht zur Rottenburger Fasnet am 01.März 1981.


Der erste Narr der in Rottenburg unsere Fasnetsumzüge ankündigt ist unser Narrenpolizist d’r Grealenger, der quasi als Vorhut für Ordnung sorgt und sagt „D’r Omzug kommt glei“ und „wenn ihr wissa wellet was Fasnet isch, no froget ihr mi“.
Vorbild für diesen Narrenpolizisten ist der legendäre Stadtpolizist Grünlinger, schwäbisch Grealenger, den es in Rottenburg tatsächlich gegeben hat. Zur damaligen Zeit jedoch war der Dienst des Polizisten noch nicht so streng wie heute und so kam es, dass d’r Grealenger schon oftmals während des Dienstes einen über den Durst getrunken hat und von den größeren Buben im Leiterwägele heimgefahren werden musste. Eine Steilvorlage zur Persiflage als Narrenbolizei Grealenger den Obernarr Alfons Uttenweiler sen. über 40 Jahre dargestellt hat. Uttenweiler Jahrgang 1904 trat bereits 1932 in die Narrenzunft ein und schlüpfte als Laufnarr in diverse Rollen. Er war grandioser Fasnetsmacher, Dichter und Lokalhumorist und trat bei verschiedenen Gelegenheiten und Veranstaltungen auf. Seine liebste Rolle war die des Grealengers mit der er ab 1950 infiziert war und die er bis ins hohe Alter verkörpert hat. 1990 war seine letzter Auftritt beim Umzug im Alter von 86 Jahren.

In unserem Fasnetslied: „En Raudaburg goht d’Fasnet laus“ gibt es folgende Strophe für den Grealenger.

Sonndigs führt er d’Narrazug a
D’r Alfons Uttenweiler a g’schdandner Ma.
Mit über 80 Johr
Vo dr Fasnet macht dem koiner ebbes vor.

Die höchste närrische Auszeichnung der Narrenzunft den Ehrenorden Stufe III in Gold erhielt Alfons Uttenweiler sen. zu seinem 90. Geburtstag am 01.11.1994. Zum Andenken hat uns Alfons Uttenweiler am 16.1.1998 seine Erinnerungschronik mit zahlreichen Gedichten und humorigen Geschichten geschenkt, sowie seine Originaluniform mit Helm und Säbel die er als Grealenger getragen hat. Diese kann in unserem Zunftarchiv besichtigt werden und ist Teil der dortigen Dauerausstellung.

Nach 1990 gab es niemand mehr der als Grealenger aufgetreten ist. In den Vorbereitungen und Planungen für die Höfische Fasnet 2007 kamen Arthur Knobelspiess, Thomas Walliser und Clemens Fuchs auf die Idee die Figur des Grealenger wieder aufleben zu lassen. Die drei Fasnetsmacher machten sich auf die Suche nach einer geeigneten Person für diese Rolle und fanden mit Andreas Roscher eine geeignete Person hierfür. Nach der Vorlage der Originaluniform wurde bei der Firma Nägele in Tübingen eine neue Uniform bestellt und seit der Fasnet 2007 gibt es nun wieder einen Grealenger bei unserer Fasnet.

D´r Grealenger

D´r Grealenger Alfons Uttenweiler
D´r Grealenger
D´r Grealenger Andreas Roscher
D´r Grealenger

Ansprechpartner 
Stadthexen Rottenburg - Norbert Kornmüller

Arthur Knobelspieß

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